Fallbericht: individueller Scapula-Teilersatz – ein bahnbrechender Ansatz für die Scapularekonstruktion

Wiederherstellung der Schulterstabilität: Eine neue Vision für die Rekonstruktion der Scapula
Als die Stabilität und Mobilität der Schulter eines 63-jährigen Patienten durch einen seltenen Schulterblatttumor bedroht war, weckte ein sorgfältig konzipiertes customLINK Implantat neue Hoffnung. In diesem Bericht werden die Bildgebung, das Implantatdesign und die chirurgische Strategie beschrieben, die bei einer komplexen Läsion der Scapula zu einem sicheren, funktionellen Ergebnis führten.

Patient im Fokus: Eine 63 Jahre alte Herausforderung
Ein 63-jähriger, 1,78 m großer und 126 kg schwerer Patient wurde im US-amerikanischen Parkview Hospital mit einem Tumor vorstellig, der einen erheblichen Teil des rechten Schulterblatts zerstört hatte. Die gründliche klinische
Bewertung umfasste Röntgenaufnahmen in a.p.- und lateraler Projektion, gefolgt von CT-Scans zur präzisen Darstellung der Tumorgrenzen und Beurteilung der kortikalen und spongiösen Knochensubstanz. Diese Ergebnisse bestätigten die Entscheidung für eine maßgefertigte geführte Humeruspfanne auf Basis der LINK Embrace Standardkomponente.
Vom Scan zur Strategie: Präzisionsbildgebung und Planung
CT-Scans halfen bei der Ermittlung des Ausmaßes der Läsion und der Erstellung des maßgefertigten Implantatdesigns. Durch Analyse der kortikalen und spongiösen Knochenqualität konnte das Operationsteam potenzielle Schwierigkeiten antizipieren und eine individuelle Lösung zur Wiederherstellung von Stabilität und Funktion entwickeln.

Maßgeschneiderte Technologie: Konzeption des individuellen Scapula-Teilersatzes
Durch ausgefeilte technische Verfahren wurde sichergestellt, dass das Implantat der individuellen
Anatomie des Patienten präzise entspricht. Zur Unterstützung von Knochenkontakt und -anlagerung wurden
TrabecuLink Oberflächen integriert. Ein Andockkörper mit integrierten Flanschen erlaubte die Verwendung von wahlweise kortikalen
4,5- mm-Schrauben oder spongiösen 6,0-mm-Schrauben entsprechend dem intraoperativen Befund. Die partielle
Scapulakomponente wurde vormontiert mit einem inversen 25-mm-Kopf geliefert, was das Verfahren vereinfachte.
Spitzentechnologie im OP: von der Präparation zum Probeimplantat
Der Eingriff begann mit der sorgfältigen, an den anatomischen
Landmarken des Patienten ausgerichteten Positionierung einer individuellen Sägelehre. Die Lehre wurde temporär mit 3-mm-Stifen fixiert und eine Resektion
entlang der flachen Oberflächen durchgeführt, um den tumortragenden Knochen zu entfernen. Im Anschluss wurde ein
Probeimplantat eingesetzt, das den regelgerechten Sitz der Komponente im Knochen bestätigte. Dabei konnten
eindeutige Referenzmarkierungen gesetzt werden, um die festgelegte Ausrichtung für das endgültige Implantat beizubehalten.

Stabilisierung des Schulterblatts: endgültige Implantatpositionierung und Schraubenstrategie
Das endgültige Implantat mit der einschließlich Kopf und Sicherungsschraube vormontierten Scapula-Teilprothese wurde in der mit der Probe bestätigten Position ausgerichtet. Mit einem 3,0-mm-Kirschner-Draht oder einem 3,2-mm-Bohrer wurden kleine Pilotbohrungen erstellt. Während kortikale 4,5-mm-Schrauben das bevorzugte Mittel der Wahl waren, wurden bei unzureichender Knochenqualität spongiöse 6,0-mm-Schrauben verwendet. Besonders wichtig war dies im kranialen Bereich der Scapula, wo vier konvergierende Schrauben sorgfältig ausgewählt und ausgerichtet werden mussten, um eine Kollision zu vermeiden. Eine ähnliche Vorgehensweise wurde bei fünf weiteren Schrauben angewendet, was das anpassungsfähige Design des Implantats widerspiegelt.
Der Humerus im Fokus: Integration des LINK EMBRACE Systems
Nach Bestätigung der Scapula-Fixierung implantierte das OP-Team auf Basis der intraoperativen Beurteilungen einen Standard-Humerusschaft aus dem LINK Embrace System. Anschließend wurde der inverse Träger bei kranialer Positionierung des Orientierungsstifts am Schaft fixiert. Die Sicherungsschraube im Träger wurde auf 3 Nm angezogen und rastete hörbar ein. Ein Inlay wurde in den Träger geschoben, bis der regelgerechte Sitz ebenfalls akustisch bestätigt wurde. Zuletzt wurde die Humeruspfanne durch kontrollierten Druck oder vorsichtiges Klopfen eines speziellen Einschlägers mit der Scapula-Komponente verbunden und ein Sicherungsring eingeführt und um etwa 180° rotiert, um eine sichere Verriegelung zu erreichen.

Abb. 4 und 5: customLINK Implantat in situ

Vielversprechende Aussichten: postoperative Evaluierungen und Frührehabilitation
Die Röntgendiagnostik zeigte eine regelgerechte Implantatgeometrie und -ausrichtung. Die frühe
Physiotherapie begann mit einem Fokus auf der Stabilisierung der Rekonstruktion bei Förderung der Restbeweglichkeit der Scapula. Zwar ist für Langzeitergebnisse ein längeres Follow-up erforderlich, doch die frühen
klinischen Resultate deuten auf eine vielversprechende Wiederherstellung der Schulterfunktion hin.
Die Zukunft der Scapula-Rekonstruktion: optimale Individualisierung
Dieser Fall zeigt, wie individuelle Implantatstrategien die Versorgung verändern können, wenn OP-Teams,
biomedizinische Ingenieure und Bildgebungsspezialisten zusammenarbeiten. Durch Integration einer patientenspezifischen
Scapula-Komponente in ein standardisiertes Humerussystem erreichte der Ansatz eine Balance
zwischen innovativer Technologie und praktischer Durchführbarkeit. Fortgesetztes Monitoring wird die Tiefe
der Knochenintegration und den Umfang der funktionellen Verbesserungen zeigen,
doch frühe Ergebnisse bieten Anlass zur Hoffnung für Patienten, die bisher als inoperabel galten.
